Nachdem Hardt in seinen beiden ersten Veröffentlichungen Erinnerungen an seine Schiedsrichter-Zeit aufgeschrieben und sich in Gesprächen mit Zeitzeugen intensiv mit dem Nachkriegsfußball befasst hatte, fügen sich in „Fußball – mein sportlicher Wegbegleiter“ kleinere und größeren Episoden aus dem Leben des heute 69-Jährigen zu einer gelungenen Darstellung zusammen.
Sehenswerte historische Aufnahmen
Besonders lesenswert ist der Rückblick auf die schwere Zeit des fußballerischen Neubeginns nach dem Zweiten Weltkrieg, in der zunächst gehäkelte, mit Schafswolle ausgestopfte Stoffbälle als „rundes Leder“ herhalten mussten. Als Fußballschuhe dienten hohe Schnürstiefel, die bis auf Knöchelhöhe abgeschnitten worden waren. Die Funktion behelfsmäßiger Stollen übernahmen Lederteile, die auf die Unterseite der Schuhe aufgenagelt wurden.
„Die Spitzen der Nägel durchdrangen nicht nur die Stollen, sondern auch die Schuhsohlen“, so die Schilderung Hardts. Und wenn ein „geeigneter Ball fehlte, umwickelte man kurzerhand eine Holzkugel mit unzähligen Einmachgummis“. Der schmerzhafte Schock nach dem Kopfball-Test sei vielfach nicht ausgeblieben.
Besonders aufgewertet wird „Fußball – mein sportlicher Wegbegleiter“ durch viele historische Aufnahmen, die vom Albshausener Autoren selbst stammen. Von seinem ersten Lohn, den er als angehender Bankkaufmann erhielt, kaufte sich Helmut Hardt 1958 eine Kleinbildkamera der Marke Kodak und hielt seitdem vor allem Spiele seines Heimatvereins TSV Albshausen in Bildern und Spielszenen fest. Die vor über einem halben Jahrhundert entstandenen Aufnahmen zeigen durch die Massen am Spielfeldrand eindrucksvoll, wie groß das Zuschauer-Interesse am sportlichen Wettstreit in den untersten Amateur-Ligen war, als es noch keine Konkurrenz durch Fernsehsender und „Live-Übertragungen“ gab.
Als „Spätstarter“ bis in die Landesliga aufgestiegen
Immer wieder verknüpft werden die von Hardt aufgezeichneten Episoden mit der Beschreibung seines eigenen sportlichen Werdegangs. Nachdem er sich bereits im Frühjahr 1950 eingestehen musste, dass sein „mangelndes fußballerisches Talent auch durch großen körperlichen Einsatz“ nicht wettzumachen war, ermunterte ihn sein Bruder Norbert schließlich 1965 zur Ablage der Schiedsrichter-Prüfung. Nachdem Helmut Hardt diese beim damaligen Kreis-Lehrwart Ernst Schlaf bestanden hatte, stand er schon wenig später – 24-jährig – bei einem Jugend-Spiel in Schwalbach erstmals als Unparteiischer auf dem Platz.
„Ich musste schnell erkennen, wie kritisch einige Zuschauer mit meinen Entscheidungen umgingen“, berichtet der Autor rückblickend. „Auf dem Sportplatz bist du als Schiedsrichter der einsamste Mann der Welt, welcher seine schwierige Aufgabe nur dann löst, wenn er sich durchsetzt und den Spielregeln Geltung verschafft“, lernt Hardt.
Der Albshausener freilich nimmt die Herausforderung an, steigt schon zwei Jahre nach seiner ersten Spielleitung in die Bezirksliga auf und schafft am Ende der Saison 1976/77 schließlich den Sprung in die Landesliga – was damals die vierthöchste deutsche Fußball-Klasse war. Von der Saison 1977/1978 an steht er auf der Liste hessischer Ober- und Landesliga-Schiedsrichter. In der 4. Liga leitet Helmut Hardt schließlich 50 Partien.
Abgerundet wird „Fußball – mein sportlicher Wegbegleiter“ durch die Rückblicke des gelernten Bankkaufmanns auf Reisen zur 66-er WM nach England, zu Weltmeisterschafts- und Europameisterschafts-Qualifikationsspielen der deutschen Nationalmannschaft in Hamburg und Berlin – und durch eine ausführliche Schilderung des sportlichen Werdegangs, den der TSV Albshausen im Lauf der Jahrzehnte nimmt.
Auch dank Hardts Engagement – der unter anderem als 2. Kassierer, Schriftführer sowie als 2. und 1. Vorsitzender seines Heimatvereins wirkt – schafft es der Turn- und Sportverein Mitte der neunziger Jahre sogar bis in die damalige Bezirksoberliga Süd. Am Ende des Jahrtausends jedoch findet sich der TSV in der B-Liga wieder. Heute, im 100. Jahr seines Bestehens schließlich, gehört der Turn- und Sportverein der A-Liga an.
Das Buch „Fußball – mein sportlicher Wegbegleiter“ kann für 7,85 Euro pro Exemplar bei Helmut Hardt, Münchberg 13, 35606 Solms, Tel. (06441) 212177 – täglich ab 20 Uhr -, bestellt werden. Weitere Informationen im Internet unter www.helmut-hardt.de.ms.
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